Samstag, 8. März 2014
Lewitscharoff, Matussek, Sarrazin
Bunker

Danke. Danke. Danke.

Ich entrüste mich jetzt einmal und breche eine Lanze für Frau Lewitscharoff. Und wenn die dann kaputt ist, diese Lanze, dann soll's mir recht sein.

Man kann ihr ja vielleicht auch dankbar sein, dieser amtsschwäbelnden Preisträgerin mit ihren Würzworten, die so klingen, als hielte sich die Tochter eines Gynäkologen für ein Kind des Hasses, den sie uns so merkwürdig kalkulierend verkündet hat. Trost kann ich ihr keinen spenden.

Und auch diesem sich cool in Pose werfenden Katholen, dem johlenden homophoben Pausenclown von Welt und Gottes Gnaden, dessen Freunde, Kinder und Kollegen ihn in seiner Vorstellung von der eigenen Person vermutlich schulterklopfend den coolen Matti nennen - Applaus kann der von mir keinen mehr erwarten.

Und ja, ich kann auf eine gewisse Art auch diesem verbittert süffisant daher maulenden und regungslos rückwärts sarrazinierenden Parteimitglied und Hobbybiologen, Steckenpferd Rassenkunde, dankbar sein. Zuhören will ich dem allerdings schon lange nicht mehr.

Wofür ich dankbar sein kann? Alle drei erscheinen mir als Symptomträger, die in ihrem Ausagieren deutlich machen, welch krude Wege ein unverschämt gebildetes Hirn ohne Herz und Hand offenbar in Angriff nehmen muss, bis sich endlich herausstellt: All diese hässlichen, tollen oder geschickten Kapriolen im Rampenlicht sind am Ende nichts weiter als ein Sprung an die Wand unseres deutschen Bunkers. Ein dumpfes Klatschen kommt dabei heraus, nix Gutes, Schönes, Wahres.

In einem solchen Raum will keine Menschenseele wohnen. Dieser Raum mag bestückt sein mit Mikrofonen und Kameras, er hat aber keine Fenster, höchstens Spiegel. Und was sich da, in diesem deutschen Bunker immer noch regt, ist nicht lebendig, das haust da und verwahrlost weiter.

Und jetzt nehme ich all die verbrauchten und notwendigen Adjektive und schmeiße sie durchs Sonnenlicht in die Elbe.

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Dienstag, 26. November 2013
Peter Kurzecks lange Kurve


Und dann klingelt das Telefon, und die Liebste übermittelt behutsam eine traurige Nachricht: Peter Kurzecks langer Weg ist jäh beendet worden, er kann ihn auch nicht weiter beschreiben; gestern ist er gestorben.

Mich erreicht die Todesnachricht in einem stillen Augenblick eigener Lebendigkeit; gerade habe ich zwei Aufnahmen neuer Songs abgehört, Stimme und Gitarre finden endlich zueinander und begleiten sich, Worte spazieren auf Tönen - es fühlt sich gut an, in meiner Menschenhaut zu stecken.

Einmal, als wir Peter Kurzeck noch gar nicht persönlich kannten - Susanne und ich verbrachten das zweite Mal herrliche Tage bei Günter und Vilma in Uzès und saßen abends in einem Restaurant -, spürte ich diesen ganz in sich versunkenen Dichter am Nebentisch; ich war mir ganz sicher, dass er es sei, obwohl ich sein Gesicht damals noch gar nicht kannte. Eine Sichtung von Porträtfotos brachte mir später Gewissheit, dass tatsächlich er dort gesessen hatte - und Zweifel an meiner eigenen Wahrnehmung jenes Abends im Restaurant.

Im vergangenen Jahr lernten wir Peter Kurzeck an meinem Geburtstag in Uzès kennen; Günter und Vilma hatten uns gebeten, ihn in Nimes vom Zug abzuholen, er reiste mit der Fotografin Erika Schmied an, die Kurzeck in Uzès auf seinen ausgedehnten Spaziergängen für einen Fotoband ablichten wollte. Beim gemeinsamen Abendessen erzählte ich ihm von unserer ersten merkwürdig stillen Begegnung, die Schilderung meiner Wahrnehmung schien ihn gar nicht zu überraschen. Und so sprachen wir übers Spüren. „An manchen Tagen ist mir, als könne meine Haut sprechen“, sagte er.

Vor zwei Monaten waren wir noch einmal bei Vilma und Günter zu Gast. Peter Kurzeck trafen wir diesmal nicht an, er wurde erst in der Woche nach unserer Abreise erwartet. Aber Günter lieh uns das mittlerweile erschienene Buch aus, das all die Bilder versammelt, die nach unserem Kennenlernen auf Spaziergängen durch Uzès entstanden sind.

Peter Kurzeck und sein Werk, das zu großen Teilen im Gehen und aus dem Gehen entstand, beide gehen fortan nicht weiter.
Wenn wir das nächste Mal nach Uzès fahren, werden wir oft an ihn denken und noch einmal traurig werden. Allerdings sollte es mich auch kaum wundern, wenn ich plötzlich, irgendwo ganz weit weg, eine leicht nach vorn gebeugte Gestalt entdecke, die mich spürbar an Peter Kurzecks lange Kurve erinnert.

http://www.stroemfeld.de/de/buecher_P_661_1/

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Montag, 6. August 2012
"Joy Venture" in der Ewigkeitsgasse, Wien


Im Kunstraum vom Verein Welt & Co, Thelemangasse 6, Wien (17.)







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