Dienstag, 26. November 2013
Peter Kurzecks lange Kurve
joeheritage, 18:39h
Und dann klingelt das Telefon, und die Liebste übermittelt behutsam eine traurige Nachricht: Peter Kurzecks langer Weg ist jäh beendet worden, er kann ihn auch nicht weiter beschreiben; gestern ist er gestorben.
Mich erreicht die Todesnachricht in einem stillen Augenblick eigener Lebendigkeit; gerade habe ich zwei Aufnahmen neuer Songs abgehört, Stimme und Gitarre finden endlich zueinander und begleiten sich, Worte spazieren auf Tönen - es fühlt sich gut an, in meiner Menschenhaut zu stecken.
Einmal, als wir Peter Kurzeck noch gar nicht persönlich kannten - Susanne und ich verbrachten das zweite Mal herrliche Tage bei Günter und Vilma in Uzès und saßen abends in einem Restaurant -, spürte ich diesen ganz in sich versunkenen Dichter am Nebentisch; ich war mir ganz sicher, dass er es sei, obwohl ich sein Gesicht damals noch gar nicht kannte. Eine Sichtung von Porträtfotos brachte mir später Gewissheit, dass tatsächlich er dort gesessen hatte - und Zweifel an meiner eigenen Wahrnehmung jenes Abends im Restaurant.
Im vergangenen Jahr lernten wir Peter Kurzeck an meinem Geburtstag in Uzès kennen; Günter und Vilma hatten uns gebeten, ihn in Nimes vom Zug abzuholen, er reiste mit der Fotografin Erika Schmied an, die Kurzeck in Uzès auf seinen ausgedehnten Spaziergängen für einen Fotoband ablichten wollte. Beim gemeinsamen Abendessen erzählte ich ihm von unserer ersten merkwürdig stillen Begegnung, die Schilderung meiner Wahrnehmung schien ihn gar nicht zu überraschen. Und so sprachen wir übers Spüren. „An manchen Tagen ist mir, als könne meine Haut sprechen“, sagte er.
Vor zwei Monaten waren wir noch einmal bei Vilma und Günter zu Gast. Peter Kurzeck trafen wir diesmal nicht an, er wurde erst in der Woche nach unserer Abreise erwartet. Aber Günter lieh uns das mittlerweile erschienene Buch aus, das all die Bilder versammelt, die nach unserem Kennenlernen auf Spaziergängen durch Uzès entstanden sind.
Peter Kurzeck und sein Werk, das zu großen Teilen im Gehen und aus dem Gehen entstand, beide gehen fortan nicht weiter.
Wenn wir das nächste Mal nach Uzès fahren, werden wir oft an ihn denken und noch einmal traurig werden. Allerdings sollte es mich auch kaum wundern, wenn ich plötzlich, irgendwo ganz weit weg, eine leicht nach vorn gebeugte Gestalt entdecke, die mich spürbar an Peter Kurzecks lange Kurve erinnert.
http://www.stroemfeld.de/de/buecher_P_661_1/
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Donnerstag, 10. Februar 2011
"Das Gepäck bestimmt die Gangart"
joeheritage, 13:03h
Wenn sich einer vermeintlich umständlich ausdrückt, hat er sich vielleicht nur einfach eines schwerwiegenden Details seiner Umstände und ihrer noch unpersönlichen Verhältnisse angenommen; der steht womöglich gern vorübergehend still und lauscht, bis eine Meinung wortreich im Boden der Tatsachen versickert, die Freund, Feind & Co. bislang noch im Weg gestanden war. Gelassen kann wenigstens einer so weitergehen – und sei es nur durchs Alphabeet. Das kann – je nach Standpunkt – zu wenig, mag aber auch viel gewesen sein. Ich persönlich mag daran glauben, dass er es liebend gern beschrieb.
„Das Gepäck bestimmt die Gangart“ (Jan Erik Vold)
Das virtuelle Archiv wies eine Lücke auf. Volds schöner Satz ließ sich auf die Schnelle im Netz nicht finden. Das mag ich ändern; so sei es.
http://www.waldgut.ch/e35/e696/e908/
http://www.myspace.com/joergerb/music/songs/14-Vielleicht-foolsgarden-mp3-73263303
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