Mittwoch, 9. März 2011
Stammtisch


Nachts hatte sich manchmal ein dumpfer Schmerz in ihnen ausgebreitet, aber davon sprachen sie nicht. Auch an diesen Schmerz hatte man sich schließlich gewöhnt. Oder der Schmerz war, so wie sie selbst, langsam und allmählich stumpfer geworden.

Wenn sie am Stammtisch zusammenkamen, wähnten sie sich in festerer Form, ihren Lungen wuchsen stärkere Flügel. Ihre Sätze kamen ohne Komma aus und fanden den Weg wie gewohnt und so sicher wie die immer kürzeren Schritte den Gang zum Abort.
Nur das Wasser abzuschlagen war mühsamer geworden; manchmal kamen nur Tropfen.

Wenn sie wie von allein von früher erzählten, wurde es manchmal spät.
Gelegentlich hielten sie sich an Gestik & Mimik fest, wenn ihnen etwas zu entgleiten drohte. Mit einem Taschentuch wischten sie sich bei Bedarf den Schweiß von der Stirn und den flockenden Speichel aus den Mundwinkeln.
Das Bier schmeckte noch und stieß ihnen wie früher sauer auf.
Nur den Schnaps vertrugen sie immer schlechter.

So saßen sie lange beim Tisch; ich kann mich noch dran erinnern.

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