Mittwoch, 19. Januar 2011
Dem "Trommler"



Wenn man mit ihm zusammen isst, ist man nie allein.

Immer sitzen dann dort auch „einsam gute Geschichten“ mit am Tisch, die er gerade laut & leise oder beinah noch nicht erzählt, weil er sie gehört, gelesen, zumindest so erlebt oder just oder gar nicht erfunden hat, und die er bald schon verlegen wird – übermorgen, in anderthalb Jahren oder auf einen Stapel vorsortierter Manuskripte, der so hoch ist, dass er fast schon umzufallen droht, der ihm aber später ums Verrecken nicht verraten will, dass die von ihm mittlerweile verzweifelt gesuchte Geschichte sich genau in diesem Turm, der zur stummen und saudummen Gestalt mutiert ist, befindet.
Und natürlich sitzen immer auch Gedichte mit am Tisch, mindestens zwei, drei zur Linken, zur Rechten oder zur Faust geballt, auch wenn sie noch gar nicht entstanden sind, weil sie sich noch im Flüster- oder im Blindflug befinden. Gedichte finden ihn schlussendlich immer; er ist ja auch einer der wenigen, die laufend – selbst auf der Flucht vor saudummen Gestalten – nach Gedichten suchen und Ausschau halten nach dem, was noch gar nicht sein kann oder darf, weil er die Zeit, die es braucht, sich bisher nicht selbst gestohlen hat.
Lieber als einen Ausweg findet er, der Verleger, Drucker, Her- und Hinsteller, der Weg- und Papierbereiter (Reiter werden eben auch heute gebraucht!) ein Gedicht, auch deshalb, weil er selbst ein Dichter ist, und das vor allem andern, außer der ganz offensichtlichen Tatsache, dass er ein Mensch geblieben ist, den es kaum je nach Veränderung drängt.
Ihn gäbe es gar nicht, hätte er sich nicht beizeiten fortlaufend selbst erfunden.

Alles andere als die Wahrheit über den mir liebsten Schweizer und buchverrückten Verleger der Welt, wollte ich hier einmal "trommelnd" sagen – so wahr ich hier sitze und lauter Lügen strafe; ganz leise, hier, allein und an einem anderen Tisch.

tbc, gelegentlich & nach Lust & Laune

Link: www.waldgut.ch

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Dienstag, 18. Januar 2011
Die erste, die zweite Tasse Kaffee



Wie lange habe ich eigentlich geschlafen?

Diese Frage sitzt seit vielen Jahren regelmäßig mit am Tisch, morgens beim ersten Kaffee, der meiner Meinung nach ein Gespräch erst möglich macht.
Zumindest behaupte ich das meiner Liebsten gegenüber, was sie veranlasst, mir fast täglich entweder einen ans Bett zu bringen oder mich bereits durch die spröde und monoton singende Kaffeemühle dorthin zu locken, wo sie sich bereits befindet - ich suche dann, noch im Haut- und Schlafgewand, behände und barfuß meinen Weg zu ihr, die den Kampf mit der von mir so geliebten Saeco Aroma Nero (sollten wir nicht alle mindestens drei Namen haben?) schon gewonnen hat und dabei ist, ihre allmorgendliche Brot-, Quark- und Pflaumenmusschicht aufzutürmen. So stehen, sitzen oder schweben wir im Raum, der unsere Küche ist - die Liebste, ihr Mann und der Duft frisch gebrühten Kaffees. Irgendeine Antwort findet mich dann immer, spätestens bei der zweiten Tasse Kaffee.

Da lese ich dann, was ich vor ein paar Übernachtungen ins kleine Schwarze geschrieben habe: Wenn du eine Liebeserklärung machen willst, musst du nicht viel erklären.

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