Sonntag, 6. März 2011
Ahnung

Ahnen


Stefan Dosch, Fieberbrunn

Die Knappen kamen vom Bergwerk runter, zum letzten Mal. Die Kapelle spielte noch einmal auf. Zwei Jahre nach meiner Hochzeit.

Das war schon 25 Jahre her, als der Bub, der Bankert Siebenundzwanzig geboren wurde.
Ein Jahr später hab ich mich mit dem Bucher Mascht, meinem Schwager um den Musikpavillon verdient gemacht.

Franz, wie sein Vater, hieß der Lauser nur auf dem Papier. Ich hab ihn Hans gerufen. Das musste gelten und blieb Gesetz; getauft wurde er nicht. Ich habe die Heirat verboten. Der Schmied ging davon wie die Jahre ins Land. Und die Tochter ohne den Buben schon bald nach Bayern. Da ist sie dann protestantisch geworden.

Auf die Welt kam der Bub hinterm Auwirt, im Dachstuhl der Villa Habergeis, da wo der Pletzergraben beginnt.
„Dosch-Bäicherl“ haben sie mich genannt; mein unterschätztes Gewicht führte zum Unfalltod und zu einer Meldung in der Zeitung.

Bahnpensionär bin ich gewesen, sagte man da; das klang mehr nach als alles davor.

Der Bub bekam die zerbrochene Pfeife, zwei Gamsbärte und die zerbrochene Uhr.
Und das Buch, in das ich meine Lieder schrieb. Manchmal half mir ein anderer; mit dem Schreiben tat ich mich schwer. Lesen kann sie heut kaum einer. Aber vielleicht singt sie noch wer.

Der Musikpavillon steht da noch immer.
Ich ging dahin.

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